Vom 13. Bis 16. Juni 2026 fand in Konstanz die 60. Bodenseewoche statt. Auch die erste Bodenseewoche fand 1909 in Konstanz statt – damals gab es noch keine Segelbootregatten, sondern Ruder- und Motorbootwettbewerbe. Erst 1911 wurden die Wettfahrten mit Segelbooten fixer Bestandteil der Veranstaltung und dominierten dann später die Bodenseewoche. In den 1950er Jahren erlebte die Bodenseewoche ihren Höhepunkt und wurde von der Fachpresse noch vor der Kieler Woche als die bedeutendste europäische Segelveranstaltung bezeichnet. Über Jahrzehnte hinweg wechseln die Veranstaltungsorte. Dies und auch die Größe der Veranstaltung erschwerten Organisation und Finanzierung. Jedes Jahr sehen sich andere Clubs mit einer Herkulesaufgabe konfrontiert. Dazu kommen verstärkt sportliche Ambitionen, die sich mit den unsicheren Windverhältnissen am Bodensee kaum in Einklang bringen lassen. 1972 fand sich kein Veranstalter mehr und die Bodenseewoche wurde eingestellt. 37 Jahre später im Jahre 2009 – 100 Jahre nach der Gründung – erwacht die Bodenseewoche aus ihrem Dornröschenschlaf. Dank des Engagements vom ehemaligen Segelprofi und Marketingexperten Robert Hallmann, der ausrichtenden Deutschen und Schweizer Clubs, der Stadt Konstanz sowie zahlreicher Helfer wird die Bodenseewoche zu neuem Leben erweckt. Die neue Bodenseewoche war von Beginn an ein großer Erfolg und zog jährlich ca. 150 Segelboote unterschiedlichster traditioneller und moderner Klassen nach Konstanz. Um die schönsten Yachten zu präsentieren, wird am Anlegesteg der großen Fahrgastschiffe ein Mooringschwimmsteg aufgebaut – dort reihen sich dann besonders die traditionellen Holzboote zu einem imposanten Anblick: 30er Schärenkreuzer, 45er, 75er, Lacustre, Drachen, 8 MR und 6 MR Yachten und sogar ein 75er Schärenkreuzer. Einen Einschnitt brachte die Corona-Epidemie: 2021 und 2022 fiel die Bodenseewoche aus und 2022 wurde nur ein Rumpfprogramm am Samstag und Sonntag abgehalten. Die Veranstaltungen 2023 und 2024 waren dann durch im Vergleich geringe Meldezahlen geprägt und stellten die veranstaltenden Vereine vor große finanzielle Herausforderungen.
Die Sydia hat seit sie am Bodensee liegt von 2011 bis 2019 immer an der Bodenseewoche teilgenommen. Nachdem wir die letzten Veranstaltungen aus Termingründen nicht besuchen konnten, war es klar, dass wir zum 60. Jubiläum unbedingt wieder teilnehmen wollten. Und so liefen wir am Donnerstag Abend mit der Sydia in den Konstanzer Hafen ein und verholten uns an die Mooring am Mittelmolo. Am Abend fand dann die Eröffnung statt und im Anschluss gab es eine ausgelassene Party mit Live Musik, die von den Seglern recht genossen wurde. Die meisten fielen dann nach einer Reihe von Erfrischungsgetränken in ihre Kojen und schliefen dem Morgen entgegen. Leider wurde diese Situation auch von unerwünschten Gästen ausgenutzt, und es wurde in mehrere Schiffe eingestiegen und Geld und Wertgegenstände entwendet. Auch wir auf der Sydia wurden heimgesucht – bemerkt haben wir nichts aber mussten in der Früh feststellen, dass eine wertvolle Uhr gestohlen war. In der Zwischenzeit haben wir von der Polizei erfahren, dass eine Kamera den Täter aufgenommen hat – allerdings sehr unscharf; von nun an werden wir nicht mehr so gutgläubig in die Koje gehen!
Aufgrund unseres Yardsticks 101 traten wir in der offenen Klasse II an – diese ist ein Sammelsurium von unterschiedlichsten Booten: Mini-Tonner, Jollenkreuzer, kleine Seefahrtskreuzer, 5 MR Boote, 35er Nationale Kreuzer und als größtes Boot unser Seekreuzer. Am Freitag wurde dann der erste Auslauf-Slot genutzt, und alle Boote auf der Bahn Alfa – direkt im Trichter gelegen – liefen aus. Es dauerte aber bis 16.00 Uhr dass genügend Wind aufgekommen ist. Dann wurde von der Regattaleitung rasch eine sehr kurze Bahn ausgelegt und gestartet. Direkt beim Start waren es noch ca. 5 Kn Wind – der aber unmittelbar danach auf ca. 13 kn auffrischte. Das hatte zur Folge, dass wir innerhalb von 15 Minuten die Kreuz absolvierten, den Spi setzten und halsten und durchs Ziel segelten. Für die Crew war das Schwerstarbeit – es blieb aber keine Zeit zum Ausruhen. Nachdem der Bojenleger in eine Leine gefahren war und manövrierunfähig war, wurde die Bahn nochmals für eine Wettfahrt genutzt – nochmal die gleiche Herausforderung. Danach klappte es dann doch die Bahn neu und viel länger auszulegen – es folgten noch zwei sehr schöne Wettfahrten.
Die Gruppen auf den beiden anderen Bahnen waren erst ausgelaufen als der Wind einsetzte – bis dann alle Boote am Start waren, war es schon recht spät, sodass dort nur eine bzw. zwei Wettfahrten gesegelt wurden. Am Abend gab es die nächste Party – wieder mit Live Musik – aber gottseidank ohne ungeladene Gäste.
Am Samstag waren schwache Winde angesagt, sodass nach der Steuermannsbesprechung für alle Gruppen Startverschiebung angesagt war. Wir sind dann trotzdem ausgelaufen, da wir die Wartezeit lieber auf dem Wasser verbringen wollten. Und siehe da, der Wind setzt mit 5 Kn ein – Wettfahrten wären durchaus möglich gewesen. Am Nachmittag sind dann die Gruppen Bravo und Charlie ausgelaufen – kaum war dann alles zum Start bereit, hat sich der Wind verabschiedet und die Flotte lief wieder in den Hafen ein. Dort gab es dann ein Schaulaufen der Riva Boote, die an der Bodenseewoche ihr jährliches Treffen abhielten. Etwas anderes als Segeln, aber auch sehr schöne und gepflegte Motorboote. Am Abend folgte wieder die Bodenseewoche Party, zum dritten Mal mit einer sehr guten Live Musik, die ordentlich einheizte. Damit niemand ungebetener auf das Schiff kommen kann, hat der Skipper im Cockpit übernachtet…
Am Sonntag waren für den Nachmittag heftige Gewitter angesagt – um diesen zu entkommen, haben wir beschlossen, uns gleich in der Früh nach Hard aufzumachen und die geplante 5. Wettfahrt als Streicher zu nehmen. Dort trafen wir dann am Nachmittag ein – noch vor das Unwetter durchging. Am Ende erzielten wir den 5. Platz in der Offenen Klasse II (10 Boote) – angesichts der kurzen Schenkel sind wir damit gut zufrieden.
Wir hatten den Eindruck, dass die Bodenseewoche wieder im Aufwind ist – zwar sind die Meldezahlen noch nicht auf dem Niveau wie vor Corona, aber die Veranstaltung ist sehr vielseitig und bietet neben Segeln auch viel Programm und Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu feiern. Wir werden 2026 wieder dabei sein.
Bericht: Christof mit Crew Andrea, Helmut, Friedel und Roland